Eine Frage der Einstellung (Cholesterin)

Cholesterin
- Warum jeder seine Blutfettwerte kennen sollte.

Die Botschaft ist eindeutig: "Jeder Erwachsene sollte seine Blutfettwerte kennen", betont Professor Achim Weizel, Vorsitzender der Lipid-Liga. Denn fast jeder zweite Todesfall in Deutschland geht auf eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-System zurück. "Ein erhöhter LDL-Cholesterinwert gehört neben Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, bauchbetontem Übergewicht, Alter und familiärer Belastung zu den wichtigsten Risikofaktoren", sagt Weizel. "Von all diesen Risikofaktoren lässt sich der Cholesterinspiegel noch am besten beeinflussen."
Der Internist und ehemalige Chefarzt der Medizinischen Klinik des Diakoniekrankenhausse Mannheim empfiehlt allen Gesunden über 35, einmal im Jahr beim Arzt ihre Cholesterinwerte kontrollieren zu lassen, Menschen mit erhöhten Werten sogar zwei- bis dreimal im Jahr. Ein Schnelltest in der Apotheke kommt mit einem Tropfen Blut aus der Fingerbeere aus und liefert ebenfalls gute Anhaltspunkte.

Gutes und schlechtes Cholesterin
Der Gesamtcholesterinspiegel ist jedoch wenig aussagekräftig: Neben dem gefäßschädigen LDL-Cholesterin gibt es noch weitere Formen, unter anderem das gefäßschützende HDL-Cholesterin. "Wenn der Gesamtcholesterinwert über 200 mg/dl liegt, sollte der Betreffende unbedingt LDL und HDL bestimmen lassen", betont Weizel.
Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Baustein für Zellenmembranen, Gallensäuren, Hormone und Vitamin D. "Bei erhöhten Blutwerten lagert sich das LDL jedoch in den Herzkranzgefäßen ab", so Weizel. Die Gefäße verengen sich zunehmend: Es kommt zu koronaren Herzkrankheit (KHK), bei vollständigem Gefäßverschluß zum Infarkt.
"Wenn die Gefäßwand bereit durch Rauchen oder Bluthochdruck geschädigt ist, lagern sich die LDL-Partikel besonders leicht ab", erklärt Professor Werner Richter, Leiter des Instituts für Fettstoffwechselstörungen und Hämorheologie in Windach am Ammersee. "Vor allem chemisch veränderte, oxidierte LDL-Partikel geben ihren Cholesterin an Zellen in der Gefäßwand ab, die unbegrenzt Cholesterin aufnehmen können."
Wie hoch der LDL-Cholesterinspiegel sein darf, hängt von Art und Anzahl der Risikofaktoren ab. "Allein durch Ernährungsumstellung sinkt der LDL-Spiegel in der Regel um 15 Prozent", sagt Richter. "Die Betroffenen sollten weniger tierische und mehr pflanzliche Fettsäuren sowie viele Balaststoffe aus Obst und Gemüse zu sich nehmen." Weizel bestätigt: "Wir empfehlen Mittelmeerkost mit Olivenöl und Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder in Kapselform."
Zeigt sich nach einem halben Jahr kein Erfolg, brauchen die Patienten Arzneimittel, die den Cholesterinspiegel senken. "Bei Patienten nach Herzinfarkt hat man allerdings nicht so viel Zeit", betont Richter. "Sie bekommen deshalb sofort Medikamente."

Dieser Artikel erschien in der Augustausgabe zum 1. August 2009 in der Apotheken-Umschau, und durfte mit freundlicher Genehmigung des Wort & Bild Verlages veröffentlicht werden.