Die Zukunft der Pflege

Auch wenn in der Öffentlichkeit
oft ein anderes Bild gezeichnet wird:
Der „Trend“ geht keineswegs zu einem Lebensabend im Pflegeheim. Von den 2,25 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden 68 Prozent zu Hause versorgt: 1 Million Menschen ausschließlich von Angehörigen, 504 000 von Ambulanten Pflegediensten. Diese Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt in der Pflegstatistik 2007.

„Ambulant vor stationär“ ist auch ein Grundsatz der Pflegeversicherung. „Wenn Menschen pflegebedürftig werden, wollen sie dort versorgt werden, wo sie leben“, sagt der Pflegewissenschaftler Professor Wilfried Schnepp von der Universität Witten/herdecke.

Doch ist dieses System auch in Zukunft gesichert?
Schon jetzt fehlen Geld, Zeit und Personal. „Die Leistungen sind knapp gehalten, aus Angst, die Pflegeversicherung lasse sich sonst nicht mehr stemmen“, kritisiert Schnepp. Spürbar ist das im ambulanten Bereich. „Die Pflegedienste leider unter dem hohen Wettbewerbsdruck und der schlechten Finanzierung. Das wirkt sich unmittelbar auf die Pflegequalität und die Motivation der Beschäftigten aus. Gerade in der ambulanten Pflege sind Mitarbeiter sehr belastet, viele geben den Beruf vorzeitig auf“, sagt Dr. Stefan Loos, Projektleiter Gesundheitspolitik beim Institut für Gesundheits- und Sozialforschung in Berlin.

Gerade aber ambulante Pflegekräfte sollen die Angehörigen stärker unterstützen. Fast immer pflegen Ehefrauen, Töchter und Schwiegertöchter. Doch „die Frauenerwerbstätigkeit wird sich ausweiten. Immer weniger Frauen werden ihren Beruf aufgeben, um zum Beispiel ihre Eltern zu pflegen", sagt Professorin Gabriele Doblhammer-Reiter vom Rostocker Zentrum zur Erforschung des demografischen Wandels.

Die Situation der pflegenden Angehörigen hat sich durch die Pflegereform 2008 etwas verbessert. Arbeitnehmer können bis zu sechs Monate (unbezahlte) „Pflegezeit" nehmen und danach an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. „Auch Angebote wie Kurzzeit- oder Überbrückungspflege sind wichtig, um Angehörige zu ermutigen, zu pflegen", sagt Stefan Loos. „Vielleicht entscheiden sich dann auch mehr Männer für die Pflege."

Fachleute rechnen mit mehr als drei Millionen Pflegebedürftigen im Jahr 2030. Positive Gesundheitstrends wie eine gesündere Lebensweise könnten sich zwar günstig auswirken, meint Doblhammer-Reiter. „Ein 80-Jähriger wird in Zukunft gesünder sein als jetzt", sagt sie. Doch, „das Risiko, in den letzten Lebensjahren pflegebedürftig zu werden, bleibt bestehen". Grund zur Schwarzmalerei sieht die Demografin nicht: „Bis es so weit ist, vergehen noch zwanzig bis dreißig Jahre. Zeit genug, das Pflegesystem an die neuen gesellschaftlichen Realitäten anzupassen und die nächsten Schritte zu planen."

Dieser Artikel erschien in der Februarausgabe zum 15. Februar 2009 in der Apotheken-Umschau, und durfte mit freundlicher Genehmigung des Wort & Bild Verlages veröffentlicht werden.


Diese Anpassung an diese neuen gesellschaftlichen Realitäten sind zum Teil in der Raumschaft Doanau-Heuberg (Bärenthal, Beuron, Buchheim, Irndorf, Leibertingen, Schwenningen), schon ein stückweit vollzogen worden, Mit der Gründung des Vereines Hilfe von Haus zu Haus e.V. Nachbarschaftshilfe.