Juni 2010 - Woher kommen die Globuli ?

Woher kommen die Globuli ?

Nach strengen Vorschriften werden aus pflanzlichen, tierischen und mineralischen Ausgangsstoffe homöopathische Arzeneimittel hergestellt.

Wenn im Mai Arnika, Wilder Indigo, Passionsblume, Echte Kamille und Küchenschelle blühen, beginnt in den Mittelmeerländern und in einigen süddeutschen Anbaugebieten die Erntesaison. Die Heilpflanzen, ohne Einsatz von chemischen Düngemittel und Pflanzenschutzmitteln unter strenger Kontrolle rein biologisch kultiviert, sind Ausgangsmaterial für Phytopharmaka und viele homöopathische Arzneimittel.
Pflanzen, die bei uns nicht gedeihen, werden aus den Ursprungsländern importiert, ebenso tierische und mineralische Stoffe. Dabei müssen die Hersteller darauf achten, Artenschutzgesetze, hohe Qualittätsvorgaben und den Wirkstoffgehalt strikt einzuhalten.

Wichtiger Vorgang : Potenzieren
Nach den Vorschriften des deutschen Homoöpathischen Arzneibuch (HAB) werden die Ausgangsmaterialien zunächst sorgfältig zerkleinert und mit einer Mischung aus Wasser und Alkohol versetzt. Während der folgenden sogenannten Mazerationsphase, die mindestens zehn Tage dauert, wandern die Wirkstoffe aus den Pflanzen in die Flüssigkeit. Aus diesem Extrakt gewinnen die Pharmazeuten durch Pressen und Filtern dann die Urtinktur.
Das HAB, dessen Ursprünge auf den Begründer der Homoöpathie Samuel Hahnemann zurück gehen, hat bis heute nicht an Bedeutung verloren. Die zentrale Rolle spielt das Potenzieren. Die Urtinktur wird stufenweise mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch verdünnt und nach jedem Schritt verschüttelt: Wie vor 200 Jahren schlägt ein Mitarbeiter das Gefäß mit der Hand genau zehnmal auf ein gepolstertes Lederkissen. Das Potenzieren soll die Wirkung der Urtinktur dynamisieren und dadurch steigern.
Potenziert wird in drei unterschiedlichen Größenordnungen. Für die D-Potenzen kommen pro Schritt neun Teile Verdünnung auf ein Teil Urtinktur. In D6 (1:1 000 000) etwa stecken also ein Teil des Ausgangsstoffs und 999 999 Teile Alkohol-Wasser-Gemisch. Analog dazu entstehen die C-Potenzen in 1:100-Schritten. Selten sind Q-Potenzen von 1:50 000, auch LM-Potenzen genannt.
 
Trägerelement Zuckerkügelchen
Die potenzierte Verschüttelung wird gleichmäßig auf Zuckerkügelchen, die Globuli, aufgebracht. Diese werden dann ib einem Gefäß unter ständiger Luftzufuhr getrocknet und für den Verkauf in der Apotheke maschinell in verschraubbare Glasgefäße abgefüllt. Neben den Globuli, der in der Homöopathie wichtigsten Darreichungsform, gibt es Tropfen und Tabletten, Salben und Injektionen.
Für die Selbstbehandlung akuter Beschwerden wie Halsschmerzen oder Nervosität empfehlen sich Mischungen niedrig potenzierter Homöopathika, sogenannte Komlexmittel. Sie enthalten Kombinationen aus mehreren homöopathischen Mitteln, die sich bewährt haben.

Dieser Artikel erschien in der Februarausgabe zum 15. Februar 2010 in der Apotheken-Umschau, und durfte mit freundlicher Genehmigung des Wort & Bild Verlages veröffentlicht werden.