Verstopfung?

Tipps für ein gutes Bauchgefühl


Verdauung: Wie Sie den Stau im Darm lösen und wann Sie einen Arzt konsultieren müssen.

Auf Reisen hat fast jeder schon einmal eine Verstopfung gehabt. Viele leiden jedoch chronisch unter hartem Stuhl. Sie fühlen sich häufig aufgebläht, "belastet" und unwohl. "Meist sind die Ursachen harmlos", weiß die Internistin Dr. Viola Andresen aus Hamburg. "An erster Stelle steht ein ein darmgesunder Lebensstil. Wenn das nichts hilft, setzen wir medizinische Mittel ein." Weil aber auch ernstere Erkrankungen wie eine Unterfunktion der Schilddrüse, ein Nervenleiden oder Elektrolytstörungen zugrunde liegen können, sollte man Verstopfungen immer von einem Arzt abklären lassen. "Dies gilt vor allem, falls sich plötzlich Veränderungen zeigen", sagt Andresen, "etwa wenn Verstopfungen und Durchfall abwechselnd auftreten."

3 Irrtümer über Verstopfung

"Schleichende Vergiftung": Viele glauben, der angestaute Darminhalt vergifte den Körper. "Das ist Unsinn", sagt der Gastroenterologe Prof. Stefan Müller-Lissner von der Berliner Charité. Trotzdem sollte man für regelmäßige Stuhlentleerung sorgen.

"Mehr als dreimal die Woche": "Es gibt keine starren Regeln, wie oft man Stuhlgang haben muss", erklärt Dr. Viola Andresen. Der Leidensdruck der betroffenen ist entscheidend. Wer harten Stuhl nur unter Problemen loswird oder Bauchschmerzen hat, sollte einen Arzt aufsuchen.

"Bloß keine Abführmittel": "Stuhlerweichende oder darmbewegende Medikamente sind nicht schädlich", erklärt Müller-Lissner. "Man sollte sie aber nur bei Bedarf in der empfohlenen Dosierung und nicht aus Gewohnheit anwenden."

Die richtige Ernährung
Essen: Frisches Obst und Gemüse sind ebenso obligatorisch wie ausreichendes Trinken - etwas zwei Liter am Tag. "Beim Kampf gegen Verstopfung werden diese Faktoren aber unterschätzt", sagt Stefan Müller-Lissner. Der Versuch lohnt sich trotzdem, denn pflanzliche Balaststoffe tun auch in anderer Hinsicht gut.
Vorsicht: "Verstopfung kann auch bei einem Reizdarm-Syndrom vorkommen. Betroffene leiden unter Blähungen, Bauchkrämpfen und Schleimabsonderung", sagt Viola Andresen. "Hier sind zu viele Balaststoffe ungünstig." Besprechen Sie mit dem Arzt, welche Kost für Sie ideal ist.
Frühstück: Es ist für das Auslösen reflektorischer Darmbewegung wichtig. "Danach sollte man eine halbe Stunde ungestörte Zeit in der Nähe einer Toilette einplanen", rät Stefan Müller-Lissner.
Tipp: Meiden Sie stopfende Nahrungsmittel. Dazu gehören bei vielen Bananen oder Schololade. Fahnden Sie nach Ihren individuellen Übeltätern.

Hilfe aus der Natur
Laxanzien: Die Abführhelfer mit pflanzlichen Füll- und Quellstoffen wie Leinsamen oder Flohsamenschalen gibt es in der Apotheke. Die Mittel binden Wasser im Darm und machen auf diese Weise harten Stuhl wieder etwas weicher.
Hausmittel: Mancher schwört auf ein Glas warmes oder kaltes Wasser auf nüchternen Magen oder über Nacht in Wasser eingeweichte Dörrpflaumen. Da hilft nur: Ausprobieren.
Sonstige Hilfen: Bauchmassagen entlang dem Verlauf des Dickdarms (kreisförmig vom rechtem zum linken Oberbauch, dann nach unten) können helfen. Verstopfungen kann auch mit psychischen Problemen zusammenhängen. Klären Sie mit dem Arzt, ob eine Psychotherapie nützt. "In seltenen Fällen liegen isolierte Stuhlentleerungsstörungen vor", erläutert Viola Andresen. "Dann profitieren Patienten von Biofeedback-Training." Dabei lernen sie, die Spannung des Schließmuskels zu steuern. Bei manchen sind nur wenige Therapieeinheiten nötig, andere trainieren regelmäßig bis zu acht Wochen.

Bewegen und entspannen
Anspannen: Leben Sie einen bewegten Alltag: Machen Sie regelmäßig kleine Spaziergänge, radeln Sie zur Arbeit, und nehmen Sie die Treppe statt den Lift. Suchen Sie eine Sportart, die Ihnen Freude bereitet. In der Gruppe, mit Musik oder durch kleine Belohnungen motivieren Sie sich am besten.
Entspannen: Stress blockiert den Darm. Entspannungsverfahren wie Yoga,Qigong oder autogenes Training aktivieren das parasympathische Nervensystem, das für eine ungestörte Verdauung sorgt. Planen Sie nach Stressphasen, etwa am Arbeitsplatz, kleine Pausen ein, in denen Sie bewusst abschalten.
Tipp: Auf den Wechsel von Anspannungs- und Entspannungsphasen kommt es an. Schaffen Sie verdauungsfördernde Gewohnheiten im Alltag. Am Anfang kann Ihnen ein Wochenolan helfen.

Medikamente
Wenn in Fällen ohne organische Ursache ein anderer Lebensstil die Situation nicht bessert, kommen Mittel aus der Apotheke zum Einsatz. Präparate zum Einnehmen wie Macrogol oder Lactulose erhöhen das Stuhlvolumen. Sennesblätter, Bisacodyl oder Natriumpicosulfat regen die Darmentleerung an. Klistiere und Zäpfchen zur rektalen Anwendung stimulieren den Enddarm. Fragen Sie aber immer Ihren Arzt, was für Sie am besten ist und wann Sie mit einer Wirkung rechnen können - dann sollte eine Toilette in der Nähe sein.
Tipp: Bei jedem Stuhlgang gilt: Genug Zeit einplanen! Pressen verboten! Keine zu lange "Sitzung"! Besser unterbrechen und es später noch einmal versuchen.


Dieser Artikel erschien in der Februarausgabe zum 1. Februar 2010 in der Apotheken-Umschau, und durfte mit freundlicher Genehmigung des Wort & Bild Verlages veröffentlicht werden.